Die Entstehungsgeschichte der Freiwilligen Feuerwehr Thierstein

In der Urkunde des Bayer. Landes-Feuerwehr-Verbandes, wurde die Freiwillige Feuerwehr Thierstein „Unteren dem Allerhöchsten Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten Luitpold von Bayern“ in die Grundliste des Verbandes 1882 eingetragen.

Dieses offizielle Gründungsdatum ist zwar als Geburtsstunde einer organisierten Wehr anzusehen, eine Verpflichtung sich bei eintretenden Bränden sofort am Brandort einzufinden, bestand jedoch schon früher. Bereits mit Gründung des Turnvereins 1861 Thierstein gab es – und dies war in §18 der Satzung vom 7. August 1861 verankert – eine Turnerwehr.

Auszug aus der Satzung des TV 1861:

§18: Jedes aktive Mitglied des Turnvereins ist verpflichtet bey Feuerlärm; sei es hier oder auswärts auf dem Marktplatze sich so schnel als möglich einzufinden, um von hier aus in Gemeinschaft aller aktiven Mitglieder die Brandstätte aufzusuchen.

Ein Schreiben des kgl. Bezirksamtes Wunsiedel vom 15. Januar 1869 an die Marktverwaltung stellt das Fehler einer freiwilligen Feuerwehr fest und setzt für dessen Gründung „innerhalb 24 Stunden und zwar längstens bis 17 Morgens …“ eine Entscheidung voraus. Bereits am 18. Januar 1869 geht folgende Antwort nach Wunsiedel:

Königl. Bezirksamt!

Laut Anlagen sind die Turner dahier bereit einer freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Bevor man aber dieselbe ins Leben rufen kann ist vorerst nöthig einige geeignete Indivduen in ihren Verpflichtungen autorisieren zu lassen, was nach Eintritt milder Witterung im Frühjahr geschehen soll…

gez. Marktverwaltung.

Mit welchen Mitteln man bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Thierstein im Jahre 1882 dem rasenden Element entgegentrat, geht aus verschiedenen Schreiben, so z.B. aus dem Schreiben des Marktgemeinderates an den Marktgrafen vom 16. März 1770 hervor, wo es wörtlich heisst:

Schließlich ist noch zu dedencken, wie daß sowohl jeder Bürger mit ein biß zwei Stücken Feuer-Geräthe, als auch besonders der Gemeine Marckt mit Leitern und Feuer-Hacken versehen…,

sowie aus einem Ratsprotokoll der Marktgemeinde, dass die Fragen aus dem Feuerschutz (Schreiben des kgl. Bezirksamtes Wunsiedel) wie folgt am 13. September 1871 beantwortet:

  • Eine Lokalfeuerlöschordnung besteht.
  • Eine organisierte freiwillige Feuerwehr besteht nicht.
  • Eine Feuerspritze mit Saugwerk ist nicht vorhanden.
  • Eine ohne Saugwerk, vierrädig.
  • Feuerleitern sind 4.
  • Feuereimer, jede Familie 1.
  • Feuerhäcken 4.
  • Fließendes Wasser keins.
  • Wasserleitungen: 1 Brunnen mit 3 großen hölzernen Wasserbehältern.
  • Feuerweiher sind 2 vorhanden
  • Pumpen: keine.
  • Feuerzeitungen werden keine gelesen.

Aus den Anäfngen der Feuerwehr ist ein Vorfall mit tragischen Ausgang überliefert. Im Protokollbuch des TV 1861 befindet sich unter dem 6. Mai 1869 folgender Eintrag:

Der Schreinergeselle Sigmund Hönicka, Mitglied des Turnverein dahier, suchte in Gemeinschaft der aktiven Turner statutengemöß bey dem hier vorgefallenen Brande die Brandstätte des Schuhmachers Georg Bergmann (Selber Str. 19) dahier auf. Er Bestieg das brennende Dach und arbeitete rettend als Feuerwehrmann, daß sich viele seiner mutigen Tätigkeit wunderten. Aber leider, der Tod ward ihm nahe und mußte sein Leben eilig enden. Der Schornstein stürzte zusammen und ein Balken des Daches schleuderte den Unglücklichen zurück und einige Ziegel schlugen ihm auf die Brust, worauf er nach wenigen Minuten, als er von einigen Turnern vom Dach heruntergehoben war, seinen Geist aufgeben musste. 

In der Geburts-Matrikel des Pfarramtes Thierstein befindet sich folgender Vermerk: gest. 22. Februar 1869 durch Einsturz des Schlotes.

Nach diesem tragischen Unfall mussten weitere 14 Jahre vergehen, bis es zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Thierstein kam.